Wir suchen Auszubildende und Fachkräfte für alle Bauberufe


Interview mit Obermeister Joachim Puhle, Bau-Innung Augsburg Elias-Holl

Das Handwerk befindet sich derzeit in einer konjunkturellen Hochphase. Die Auslastung ist weit überdurchschnittlich und die Nachfrage ist stabil. Wie sieht es in ihrem Gewerk aus? Wie ist ihre persönliche Erfahrung?

Obermeister Joachim Puhle:
Wir schätzen, dass der Umsatz im Bauhauptgewerbe bei uns in Bayern in diesem Jahr rund 7 % zulegen wird. Im ersten Halbjahr erzielte das Baugewerbe ein Plus von 16%, das ist wirklich ein beachtlicher Zuwachs. Allerdings spielen hierbei Nachholeffekte und ein milder Winter eine große Rolle. Vor allem die gute Entwicklung im Wohnungsbau mit einem Umsatzplus von 26% wie auch die dynamische Zunahme im Wirtschaftsbau, der um 15% zulegte, hat uns sehr geholfen. Selbst der öffentliche Bau lag bislang mit 6% Plus über unseren Erwartungen.


Wie ist die Stimmung bei den Kunden?

Obermeister Joachim Puhle:
Das eigene Haus wird in der anhaltenden Finanzkrise wieder als das wahrgenommen, was es ist: Eine sichere, wertbeständige, zukunftssichere Investition. Wir erleben deshalb in diesem Jahr eine deutlich stärkere Nachfrage im Wohnungsbau. Wir stellen aber bei unseren Kunden auch eine Verunsicherung über die Verlässlichkeit der politischen Rahmenbedingungen fest. So sind die Abrufe im KfW-Förderprogramm "Energieeffizient sanieren" im Vergleich zum Vorjahr um ca. zwei Drittel zurückgegangen. Derzeit ist noch völlig unklar, ob z.B. das KfW-Förderprogramm „Altersgerechtes Umbauen“ in Höhe von 100 Mio. Euro jährlich fortgeschrieben wird, ob endlich die schon versprochene Erhöhung der steuerlichen Abschreibung im Mietwohnungsbau von zwei auf vier Prozent kommt und ob die steuerliche Förderung für die energetische Gebäudesanierung eingeführt wird. Erfreulich ist immerhin, dass das Co2-Gebäudesanierungsprogramm mit 1,5 Mrd. Euro ausgestattet werden soll.

Die Risiken für den Aufschwung sind überschaubar. An erster Stelle steht die Sorge vor einer neuerlichen Preisrallye bei Energie und Rohstoffen. Auch könnte eine Ausweitung der europäischen Schuldenkrise den Aufschwung stoppen. Sehen Sie Gefahren für die Konjunktur? Müssen die Kunden mit Preiserhöhungen bis zum Jahresende rechnen?

Obermeister Joachim Puhle:
Im Wohnungs- und Wirtschaftsbau erwarten wir für das 2. Halbjahr weiterhin eine positive Konjunkturentwicklung. Beim Öffentlichen Bau deuten die Frühindikatoren aber eher auf eine rückläufige Entwicklung hin. Wir sind trotzdem zuversichtlich, unsere Mitarbeiterzahl gegenüber 2010 leicht steigern zu können. Derzeit arbeiten rund 124.000 Beschäftigte im bayerischen Baugewerbe.
Die Baumaterialpreise sind in der Tat in diesem Jahr stark angestiegen. Metalle, wie etwa Baustahl, wurden zum Beispiel im Durchschnitt innerhalb eines Jahres um 20 - 30% teurer. Auch die Energiepreise sind gestiegen. Hinzu kommen aufgrund der letzten Tarifrunde gestiegene Personalkosten. Dies bleibt natürlich auf die Entwicklung der Preise für Bauleistungen nicht ohne Auswirkungen. Bislang sind die Preise für Bauleistungen allerdings nur sehr moderat um rund 3% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Ich glaube nicht, dass wir bis zum Jahresende deutliche Preissprünge erleben werden.

Fast alle Betriebe beklagen, dass sie der Fachkräftemangel in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Trifft das auch bei ihren Betrieben zu?

Obermeister Joachim Puhle:
Das trifft leider bei vielen Betrieben zu. Wir suchen bayernweit Fachkräfte und Auszubildende für die Bauberufe. Auch für die kommenden Jahre bietet das Bauhandwerk sehr gute Berufschancen für junge Leute.
Die Spitzenverbände der Bauwirtschaft schätzen, dass sich bis zum Jahr 2020 eine Fachkräftelücke von ca. 50.000 bis 60.000 gewerblichen Arbeitnehmern in der deutschen Bauwirtschaft ergibt. Das bedeutet: Jede zehnte Stelle wird nicht besetzt werden können. Zurzeit fehlen in Deutschland darüber hinaus mindestens 2.000 bis 3.000 Bauingenieure. In den nächsten Jahren wird sich diese Lücke um jährlich 1.300 Bauingenieure vergrößern, weil 4.500 aus Altersgründen ausscheidenden Bauingenieuren lediglich 3.200 Studienabsolventen gegenüberstehen.

Was muss ihrer Meinung nach geschehen, um diesen Fachkräftemangel zu beseitigen?

Obermeister Joachim Puhle:
Wir müssen unser Image verbessern. Denn das Baugewerbe ist technologisch sehr innovativ und bietet interessante, gut bezahlte Arbeitsplätze.

Haben Sie und ihre Kollegen vor, die Ausbildungsleistung in ihren Betrieben zu verstärken. Sehen sie dazu überhaupt eine Chance?

Obermeister Joachim Puhle:
Die letzten Umfragen unseres Verbandes zeigen, dass viele Betriebe wieder mehr ausbilden wollen.
Unsere Ausbildungsleistung könnte aber viel höher sein. Ein großes Problem ist die mangelnde Ausbildungsreife von Schulabgängern. Defizite bestehen vor allem in unzureichenden elementaren Rechenfertigkeiten, im mündlichen und schriftlichen Ausdrucksvermögen sowie im sozialen Verhalten. Der Abbau entsprechender Defizite ist keine Aufgabe der Ausbildungsbetriebe, sondern der Schulpolitik. Die Berufsorientierung in den Schulen muss einen höheren Stellenwert erhalten; dabei darf die Bauwirtschaft als einer der großen Wirtschaftszweige nicht nur „dritte Wahl“ sein. Die Bedeutung der Bauwirtschaft für die gesamte Volkswirtschaft muss in der Politik einen höheren Stellenwert erhalten. Die Politik könnte die Bauwirtschaft dabei aktiv unterstützen, indem sie ihr eine stärkere Beachtung einräumt. Außerdem müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Förderung der Ausbildungsbereitschaft der Betriebe verbessert werden. Die Abschaffung der Meisterpflicht in einzelnen Zweigen des Baugewerbes (z.B. im Fliesen-, Platten- und Mosaikleger- sowie im Estrichlegerhandwerk) hat sich - erwartungsgemäß - als schädlich für die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe erwiesen.
Durch eine verstetigte Auftragsvergabe und eine Belebung der Bautätigkeit im Winter, insbesondere bei der öffentlichen Auftragsvergabe, muss die langfristige Planbarkeit für die Baubetriebe verbessert und gleichzeitig dem für die Nachwuchsgewinnung schädlichen Eindruck entgegengewirkt werden, in der Bauwirtschaft sei eine ganzjährige Beschäftigung nicht möglich.

Die Ausbildung wird für die Betriebe langsam zur Existenzfrage. Wie bekommen Sie und Ihre Kollegen die Lehrlinge, die sie von der Schulqualifikation her benötigen?

Wir arbeiten stärker als früher mit den Schulen zusammen. Mit einer speziellen Lehrermappe haben wir für diese Material zusammengestellt, mit denen diese über die Bauberufe informieren können. Außerdem präsentieren wir unser Handwerk bei regionalen Handwerker- und Berufsbildungsmessen. Viele Betriebe bieten auch Schnupperlehren an. Unter www.abz-augsburg.de können sich junge Leute im Internet über eine Karriere in den Bauberufen informieren und Betriebe finden, bei denen sie im Raum Augsburg ein Praktikum absolvieren oder eine Lehre beginnen können.


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