Drei Generationen


Bericht über eine Bildungsfahrt in die Residenz München im Januar 2017

„Aufgrund laufender Sanierungsarbeiten kann der Königsbau (Appartements des Königspaares, Nibelungensäle) derzeit nicht besichtigt werden.“

So steht es auf der Internetseite der Residenz München geschrieben. 2013 hat der Bayerische Landtag für die Sanierung die Mittel freigegeben. Ab 2018 kann der Königsbau, dann wieder – wie schon bei seiner Errichtung von König Ludwig I. vorgesehen - besichtigt werden.

Als König Ludwig I. Anfang des 19. Jahrhunderts den Thron bestieg, gab er kurze Zeit später den Königsbau in Auftrag. Der Architekt war Leo von Klenze (einer der bedeutendsten Vertreter des Klassizismus in München), der die Appartements und die Säle nach dem Vorbild der italienischen Renaissance entwarf. Von Klenze beauftragte Stuckateure aus Italien.

Sowohl die Appartements als auch die Nibelungensäle, die „vor dem Auge des Volkes liegen“, konnten schon zu Lebzeiten des Königs vom Volk besichtigt werden. Die Nibelungensäle setzen sich aus fünf Räumen zusammen, die Szenen aus dem Nibelungenlied darstellen. So ist an der Decke des „Saals der Rache“ zum Beispiel Kriemhilds Tod gemalt.

Die Aufarbeitung der Fresken ist aber nur ein Teil der umfangreichen Sanierung, die im Königsbau durchgeführt werden. Der andere Teil ist die Restaurierung der mit Stuckmarmor verkleideten Wände und Decken. Die Restaurierung dieser Stuckmarmorverkleidung veranlasste die Stuckateurklasse der Bauinnung Augsburg, sowie einige Stuckateurmeister dazu, den Königsbau der Residenz München zu besichtigen, um einiges über die Herstellung und Restaurierung von Stuckmarmor zu lernen.

Die Stuckateurlehrlinge wurden vom Stuckateurmeister Herbert Haug (Friesenried) durch den Königsbau geführt. Bei der Führung wurden restaurierte Flächen aufgezeigt und erklärt, weswegen dort ausgebessert werden musste. Häufig war Feuchtigkeitseintritt und –stauung, sowie die (stellenweise) daraus resultierenden Salzausblühungen eine Schadensursache. Ein weiterer Grund für Ausbesserungen war und ist die Rissbildung aus statischen Gründen (z.B. an den Scheitelpunkten der großen Bogenfenster) und vorangegangene fehlerhafte (falsches Material, falsche Farbgebung usw.) Ausbesserungen. Wassergeschädigte Bereiche wurden mit der sogenannten Würzburger Trockenkompresse behandelt.

Herr Haug zeigte dann anhand einer Stuckmarmorplatte, wie viele Schritte es bis zu dem glänzenden Stuckmarmor sind, den man kennt. So erklärte er, dass es schon wichtig ist, wie das Leimwasser angerührt wird, damit der Knochenleim nicht geliert. Außerdem müsse die genaue Menge an Farbpigmenten im Stuckmarmorbestand ermittelt werden. Das Muster (Äderung, Konglomerate, Verläufe) des neuen Stuckmarmors werde dann nahezu perfekt an das Muster des Bestands angepasst.

Um wirklich bestandsgetreu arbeiten zu können, ist auch die Körnung des Gipses wichtig. Deswegen wird eigens für die Residenzbaustelle ein gröberer Gips gemahlen. Dieser soll nach dem Polieren eine dem Bestand möglichst ähnliche Oberflächenstruktur erhalten. Ein Stuckmarmor aus zu feinem Gips würde zum Beispiel das Licht anders reflektieren, als der Stuckmarmorbestand im Königsbau, da er viel glatter poliert werden könnte. Herr Haug erklärte die verschiedenen Arbeitsschritte bis zur fertigen Stuckmarmoroberfläche: Zu Beginn wird die Gips-Leim- Masse in Form geknetet und gewartet bis die Masse so angezogen ist, dass man sie zu allererst einmal hobeln kann. Danach müssen Risse und Fehlstellen, die sich durch das Hobeln auftun, mit einer farblich passenden Gips-Leim-Masse verspachtelt und nach dem Erhärten geschliffen werden.

Dieser Vorgang wird pro Arbeitsschritt bis zu drei Mal wiederholt. Die erste Schleifstufe ist grober Bimsstein und die letzte Stufe ist 1000-er Nasschleifpapier. Nach dem 600-er Schleifpapier wird nur noch mit Leimwasser verspachtelt und kein Gips mehr hinzugefügt. Am Ende wird die Oberfläche noch mit Leimwasser poliert. Stuckateurmeister, Meister im Ruhestand und Lehrlinge haben an diesem Tag sehr viel gelernt.


Fotos und Bericht von: Friederike Rost, Stuckateurlehrling im dritten Lehrjahr, angehende Studentin für Bühnen- und Kostümbild in Berlin (Ausbildungsbetrieb: Stuckgeschäft Günter Höck, Augsburg)

 

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